Ich habe vor kurzem einen interessanten Artikel auf dem online Finanz- und Wirtschaftsportal Finanzen100.de gelesen.
Darin ging der Autor der grundsätzlichen Frage nach, warum es so viele „Dummschwätzer“ gibt.
Bevor wir tiefer in diese essentielle und zugleich aufrüttelnde Fragestellung eintauchen, löse ich kurz den Begriff „Mount Stupid“ aus der Überschrift auf.
„Mount Stupid“ geht auf den amerikanischen Cartoonist Zach Weinersmith zurück. Er hat in seinem gleichnamigen Comic im Jahr 2008 „eine auffällig hohe Bereitschaft von uninformierten Menschen“ festgestellt, die sich bereitwillig zu komplexen Themen äußern. Und das umso bereitwilliger, je größer ihr Publikum wird.
Diesem Phänomen liegt ein bestimmter psychologischer Effekt zugrunde, den die Forscher David Dunning und Justin Kruger im Jahr 1999 entdeckten und der seitdem ihren Namen trägt.
Dunning und Kruger haben herausgefunden, dass sich Menschen umso stärker überschätzen, je weniger Ahnung sie von einem bestimmten Thema haben. Oder um es noch deutlicher auszudrücken: Je weniger ich weiß, desto überzeugter bin ich von meiner Meinung!
"Brexit? Auf jeden Fall, aber was genau war das noch?"
Breitere Bekanntheit erlangte der Dunning-Kruger-Effekt vergangenes Jahr durch das Votum zum EU-Austritt Großbritanniens. Das sogenannte „Brexit-Referendum“ zog einen enormen Suchanfragenanstieg bei Google nach sich. Wonach die Menschen bei Google gesucht haben? Nach den Begriffen „Was ist EU?“. Dies wohlgemerkt jedoch nach dem Volksbeschluss zum Brexit. Dieser rasante Anstieg nach EU- und Brexit spezifischen Begriffen lässt den Schluss zu, dass viele Briten ihre Entscheidung, egal ob „pro“ oder „contra“ Brexit, recht uninformiert getroffen zu haben scheinen.
Doch nicht nur in der Weltpolitik findet man den Dunning-Kruger-Effekt. Nur allzu häufig hält er teils unbemerkt Einzug in unseren Alltag.
Sei es, wenn dein Postbote dir seinen „todsicheren Aktientipp“ verrät, oder dir via Facebook eine Physiotherapeutin ihre „vollautomatisierte Millionärsformel am Forex-Trading Markt“ anbietet.
Mit diesen Beispielen soll natürlich weder der eine, noch der andere Berufsstand verunglimpft werden, dennoch unterstreicht er den oben beschriebenen Effekt deutlich.
Wozu führen denn nun das Wissen um „Mount Stupid“- und den Dunning-Kruger-Effekt?
Im Grunde genommen besagt der Dunning-Effekt ja nur, dass eine starke und zuweilen „laute“ Präsenz, beispielsweise auf Sozialen Plattformen wie Facebook, nicht zwangsläufig bedeutet, dass das dort unterbreitete Angebot oder der selbsternannte Experte auch hält, was beide auf den ersten Blick versprechen.
Denn Expertenstatus verleiht man sich nicht selbst, sondern dieses Prädikat vergibt der „Markt“, also die Menschen, die dein Angebot wertschätzen und in Anspruch nehmen.
Und was nehmen wir nun vom Dunning-Kruger-Effekt für unser tägliches Handeln mit? Da heutzutage, dank sozialer Medien, jedermann zu jeder Zeit senden und sich als Experte darstellen kann, macht es uns schwerer, die vorgetragene Expertise zu überprüfen. Wir haben jedoch ein zuweilen recht effektives Werkzeug in der Hand, um vermeintliche „Experten“ und „unschlagbare Angebote“ zu entlarven: Unseren gesunden Menschenverstand.
Hört sich ein Angebot zu gut an, das heißt, habe ich beispielsweise außerhalb von Facebook und Co. noch nie von einer Möglichkeit gehört, mein eingesetztes Kapital innerhalb von dreißig Tagen zu verdoppeln, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es sich um kein ernstzunehmendes Angebot handeln kann. Und auch der Herdentrieb macht es nicht ernstzunehmender. Also, auch wenn es zahlreiche solcher zweifelhaften Angebote und noch mehr Menschen gibt, die ihnen folgen, wird das einzelne Angebot nicht profunder.
Mein Appell an dich, begib dich nicht auf Klettertour auf den Mount Stupid, verspricht man dir auch noch so schöne Aussichten auf seinem Gipfel. Und lass dich bitte nicht von den "Mount Stupid"-Gipfelstürmern blenden, nur weil sie ein schönes Selfie von sich auf dem vermeintlichen "Gipfel" machen und posten. By the way...ein Selfie von dir auf dem Mount Everest: cool! Eins von dir auf dem "Mount Stupid": Nicht cool! Beschäftige dich lieber mit einem Angebot und lerne zu verstehen, wie der Markt funktioniert, dann wirst du schnell bemerken, ob du einem Dummschwätzer aufgesessen bist, oder ob sich ein tieferer Blick lohnt.
Und Experten erkennst du zuweilen daran, dass sie nicht behaupten müssen, einer zu sein. Denn Expertenstatus hat viele Wurzeln, eine davon ist sicher die Erfahrung. Und die stellt sich ziemlich sicher nie nach nur zwei Wochen, in dem man ein Geschäft betreibt.
Du erwartest Gewinne wie Warren Buffet? Dann handle auch so und nimm dir Zeit und informiere dich ausführlich, bevor du eine Entscheidung triffst. Denn so macht es Warren Buffet.
Auf eine gute Entscheidung.
Herzlichst
Quelle: www.finanzen100.de